Werebat schreibt:
Diese Frage war das Thema vieler Diskussionen auf AHWW.
Obwohl jeder von uns vermutlich seine ganz persönliche Antwort parat hat, sind wir
doch in der Lage, andere Betrachtungsweisen des Mythos zu akzeptieren.
Wenn auch die meisten von uns mit dem Konzept der "rasenden Bestie"
nichts anfangen können...
Die unterschiedlichen möglichen Ausprägungen des Wesens eines
Werwolfs (oder Werfledermaus, oder anderer Lykanthropen) lassen sich
wie wie folgt zusammenfassen. Ich denke, diese Interpretationen
wurden in der Vergangenheit von AHWW-Teilnehmern geäussert:
Wesen und Verhalten eines Wolfes
Wenn der Werwolf sich (aus welchen Gründen auch immer) verwandelt, verliert er
sein menschliche Wesen und erhält statt dessen die
Mentalität eines normalen Wolfs.
Dies bedeutet, dass er nicht einfach loszieht und schreckliche Verbrechen
begeht, obwohl es zum Beispiel nicht auszuschließen ist, dass er bei
unerträglichem Hunger ein Kind angreifen könnte. Oder dass der Lärm und das
Chaos einer Stadt den Werwolf so verängstigt, dass er ausrastet und Menschen
buchstäblich die Kehle ausreißt... Es ist allerdings wahrscheinlicher, dass ein
Werwolf in seiner Wolfsform und dieser Mentalität möglichst in die
Natur flüchten würde. Das Territorial-Verhalten des Wolfs könnte
hier interessante Folgen haben. Findet die Transformation im Haus
oder Apartment statt, das er in seiner menschlichen Form bewohnt, würde er
möglicherweise dort bleiben und sein "Revier bewachen" (vorausgesetzt er behält
diese menschliche Erinnerung). Findet die Transformation in
unbekanntem oder neutralem Gebiet statt, würde er wohl extrem vorsichtig sein,
da er sich in einem fremden Revier
aufhält.
Wieviel des menschlichen Gedächtnis in der Wolfsform erhalten bleibt,
ist strittig. Denkbar ist:
- "keine Erinnerung": der Wolf hat keine Erinnerung an seine
menschliche Form und erkennt keine vertrauten Orte oder Gesichter
- "schwache Erinnerung": genug, ein Gefühl der Sicherheit in vertrauter
Umgebung zu geben, Vertrauen zum Partner und nahen Verwandten
- "volle Erinnnerung", wenn auch interpretiert durch die Sicht eines
Wolfes.
Der Film "Ladyhawke" (dt.: "Tag des Falken") handelt von einen Werwolf (und
einen Werfalken) mit diesem Wesen.
Wesen einer "rasenden Bestie"
Diese Vorstellung ähnelt der Geschichte von Dr. Jeckyll und Mr. Hyde. Der
Werwolf in verwandelter Form verliert alle Hemmungen und lässt sich nur noch
von seinen Emotionen leiten, in denen er so viele unterdrückte Triebe auslebt
wie möglich und anschließend in seine menschliche Form zurückkehrt. Dieser
Werwölf könnte eine "rasende Bestie" sein, die ihren fremdgehenden Ehemann, die
nölenden Kinder und die prügelnden Eltern in einer einzigen Nacht abschlachtet.
Oder der verbitterte Anwalt, der bei Vollmond in den Parks der Stadt marodiert
um attraktive junge Frauen zu vergewaltigen und verstümmeln. Vielleicht
erinnert sich dieser Werwolf an seine Taten in Wolfsform, vielleicht nicht.
Dies ist der klassische Hollywood-Werwolf.
Jeder von uns unterdrückt unter anderem einiges an
gewalttätigem und sexuellen Verlangen. Nimm einen homosexuellen Werwolf,
der seine wahre Natur aufgrund des Drucks seiner Familie oder Kirche
über Jahre hinweg unterdrückt, und der seine Verwandlung als Möglichkeit
begreift, sich zu befreien und seine sexuellen Ambitionen gegenüber einem
Kollegen oder engen Freund auszudrücken. Da auch alle andere Barrieren
gefallen sind, findet sich dieser arme Tropf dann möglicherweise dabei
wieder, wie er seine vermeintliche Liebe vergewaltigt... Au weia. Diesen
Lykanthrop will wohl keiner auf AHWW und anderswo, denke ich. Er ist
gewalttätig und zerstörisch, schlimmer als normale Menschen oder Tiere.
Nenne mir einen Werwolf-Film (American Werwolf, Der Werwolf von Tarker Mills),
und du kannst darauf wetten, dass er eine Werwolf-Mentalität dieser Art
darstellt.
Superheld
Dieser Lykanthrop bleibt vollständig menschlich in seinem Wesen nach
der Verwandlung. Er kann auch ein "Super-Schurke" sein, denn nicht alle
Menschen würden ihre lykanthropen Fähigkeiten in den Dienst des Guten
stellen. Dennoch ist dies dies möglicherweise die am wenigsten
erschreckende Form (zumindest aus der Sicht des Lykanthropen). Das
Rollenspiel "Werewolf: the Apocalypse" scheint diese Art Werwolf
darzustellen, auch wenn dort die Werwölfe etwas von ihrer wölfischen Natur
beeinflusst werden und gelegentlich mal ausrasten. Ein besseres Beispiel
wäre vielleicht Kirk Langstrom als Man-Bat, nachdem er seine Formel
pefektioniert hat und seinen Verstand nach der Verwandlung behält (vorher
hatte er die Mentalität einer Fledermaus).
Diese Mentalität ist nicht sonderlich interessant zu diskutieren, da wir sie ja schon in unserer
menschlichen Form kennen. Allerdings, sogar die Psyche eines normalen
Menschen lässt sich so steuern, dass man beim Blick in den Spiegel
einen Wolf sieht, auf allen Vieren läuft und mehr auf Gerüche und
Geräusche achtet.
Zusammenfassung
Dies sind drei Haupt-Interpretationen, allerdings muss ich betonen,
dass ein Lykanthrop mit nur einer dieser
Mentalitäten selten zu beobachten
ist. Normalerweise ist er hauptsächlich einer dieser Typen, mit Aspekten
von einem oder beiden anderen zeitweise erkennbar. Eine Superhelden-
Werfledermaus könnte ihr Sonar dazu benutzen, lebende Tauben zu jagen und
im Flug zu essen (Wer? Ich? Nee... Naja, vielleicht...) Ein "Wesen des
Bärs" Werbär ist möglicherweise draußen und verspeist Beeren, als er
seine Frau mit einem anderen Mann beim Sex auf der Lichtung erwischt und
vor unbändiger Wut beide tötet...