Der Wolf als böser Geist

Es mag einen allgemeineren alten Glauben gegeben haben, dass ähnlich des Katzengeists der Wolf die Gestalt einer Person annehmen kann, die er zuvor verschlungen hat und fortan aus verwerflichen Motiven mit dessen Familie leben würde. Allerdings habe ich nur eine solche Sage finden können, die heute noch im bergigen Distrikt zwischen Iyo und Tosa in Shikoku existiert. In ihr wird ein Samurai von einem Trupp Wölfen angegriffen, als er nachts einen Bergpass entlang läuft. Aber seine furchtlose Verteidigung verscheucht die Wölfe. Kurz drauf kam der selbe Trupp zurück, diesmal trug jedes Tier auf seinem Kopf wie einen Helm einen eisernen Helm wie er zum Kochen des Reis verwendet wird. Der Samurai verteidigte sich wieder tapfer, mit seinem Schwert die meisten Töpfe zerschlagend. Darauf flüchteten die Wölfe wieder im Nebel. Dieser zweite Zwischenfall machte den Krieger misstrauisch, und er vermutete dass die Wolfsgeister die Töpfe von einem nahen Schmied haben könnten. Er fand tatsächlich eine Schmiede und auf intensive Nachfrage bestätigte der Schmied, dass ein Großteil seiner Kochtöpfe auf unerklärliche Weise zerbrochen waren. Das Misstrauen des Samurai wuchs: "Verletzte sich letzte Nacht vielleicht jemand in deiner Familie?" fragte er. Ja, seine alte Mutter hatte einen Unfall als sie nachts austreten musste. Sie hat sich am Kopf verletzt und lag nun Bett, sich davon erholend. Der Samurai wünschte sie zu sehen. Er zückte sofort sein Schwert und schlug ihr den Kopf ab. Der Sohn war natürlich sehr aufgebracht darüber, aber als er die Erklärung hörte, erinnerte er sich an einige seltsame Handlungen der der alten Frau. Er willigte ein, die weitere Entwicklung abzuwarten. Und tatsächlich, wie erwartet verwandelte sich die Leiche der Mutter innerhalb eines Tages in den Kadaver eines großen alten Wolfs. Da das Tier offensichtlich ein Bakemono-Geist war, suchten sie überall unter dem Boden des Hauses nach Hinweisen möglicher Untaten, und so fanden sie die Knochen der wirklichen alten Frau, die der Wolf verspeist hatte.

Kurze Erklärung dazu: In vielen dieser Sagen werden die Reste des Opfers unter dem Doppelboden des Hauses versteckt. Da die Verwesung an dieser Stelle für die Bewohner am leichtesten bemerkt werden würde, muss eine obskure, tiefere Bedeutung in der Wahl dieses Verstecks liegen. Allerdings scheint in den meisten Regionen eine Totgeburt unter dem Boden beerdigt wurde anstatt auf einem Friedhof. Möglicherweise im Glauben, eine Reinkarnation in einem zukünftigen Baby würde dadurch wahrscheinlicher.

Aber anscheinend sind in der japanischen Sagenwelt nicht alle Wölfe gleich. Von einem Typus wird berichtet, der nicht die Gestalt von Mann oder Frau annimmt, sondern im Gegenteil die Wiedergeburt eines Leichen-Gespenstes oder Vampirs ist. Diese Wölfe besitzen spirituelle Intelligenz und atmen Rauch und Feuer aus (ähnlich Fenris, dem riesigen Wolf unter den nordischen Götter). Sie können es mit so mächtigen Tieren wie Drachen aufnehmen. Um sie unter Kontrolle zu halten nutzen sie die Bodhisattvas (buddhistische Halbgötter, deren Aufgabe die Menschheit zu beschützen ist) als Reittiere, denn dann haben sie dem reineren und stärkeren Willen zu gehorchen.