Aber zurück zur Ausgangsfrage: wünsche ich mir ein Leben als Wolf? Habe ich da nicht allzu romantische Vorstellungen?
Nein. Es ist kein Wunsch. Es ist ein Verlangen. Verlangen sitzt tiefer, Verlangen ist nicht steuerbar. Hätte ich die Möglichkeit, den menschlichen Körper gegen einen wölfischen einzutauschen, sollten auch etliche äußere Faktoren eine Rolle spielen, die bei maximaler Freiheit ein halbwegs gesichertes Überleben sicherstellen sollen. Ob ich die Kraft hätte, diese Kriterien sinnvoll in meine Entscheidung einzubeziehen? Ich befürchte, dass letztlich das einzige Kriterium, das ich beachten würde, die Erfolgschance der Transformation wäre. Zum Glück ist dies nur ein Gedankenspiel, in die Situation, mich entscheiden zu müssen, werde ich nicht kommen.
Wünsche werden dagegen anhand vieler Kriterien gebildet, oft bewusst. Ich kann mir nicht ernsthaft wünschen, dieses menschliche Leben, das angenehmer nicht sein könnte, einzutauschen. Mir geht es dabei nicht nur "vergleichsweise" gut: im Vergleich zum Großteil von fast 7 Milliarden Menschen geht es mir verdammt gut. Ein Wunsch, etwas anderes zu sein, wäre extrem undankbar. Nein, es ist das Verlangen, meist schwach, manchmal stärker, gelegentlich überwältigend, nach einer anderen Existenz, nach einem Leben als Wolf.