Während der normale Hunde-Geist eher selten eine Gefahr für Menschen aber fast immer für böse Geister ist, ist sein Vetter, der Wolfs-Geist ein äußerst gefährliches Wesen. Er tötet grausam und raubgierig Menschen und Tiere. Allerdings spielt er nur eine untergeordnete Rolle in China, und fast keine in Japan, obwohl Wölfe im Altertum recht häufig waren (wobei Satow und Hawes im Handbook of Japan jedoch anmerken, dass es in Japan keine echten Wölfe gegeben habe und Canis hodophylax (Japanischer Wolf) eher eine unscheinbare Entsprechung sei). Sein Name Okami soll ursprünglich "die große Gottheit" (vermutlich des Bergwalds) bedeutet haben und ist möglicherweise über die prähistorisch Ainu-Kultur mit den nördlichen Inseln oder sogar der sibirischen Küste in Verbindung zu bringen. Es ist aber auch möglich, dass der Okami ursprünglich keine "große Gottheit", sondern einfach ein "großer Fresser" bzw. "großer Beißer" war: kamu/kami kann beides heißen. In der Man'yōshū wird der Wolf einmal als "die große Gottheit mit dem großen Mund" genannt. Das Volk hatte Angst vor wilden Tieren, alles Seltsame und Mächtige wurde göttlich, so wurden Wolf, Tiger, Bär und auch große Schlangen schnell Ehrfurcht einflößende Gottheiten. Der Japanische Wolf ist übrigens in Wirklichkeit ein scheues (und daher völlig harmloses) Tier mit großem Nahrungsbedarf.
Wundersam ist ein Geschehen von dem im Nihongi zur Zeit der der Herrschaft des Tennô Kimmei (540-571) berichtet wird. Lange bevor er den Thron bestieg, wurde Kimmei im Traum geraten, einen Mann namens Hada-no-Ohotsuchi zu suchen und zu begünstigen, denn dies würde ihm den Thron und Glück bringen. Ein solcher Mann wurde nach langer Suche tatsächlich gefunden, und als den zukünftige Herrscher die Nachricht erreichte, war er völlig von Freude erfüllt. "Ein einmaliger Traum!", rief er aus. Dann fragte er den Mann, ob er etwas außergewöhnliches erlebt hätte. Der antwortete: "Nichts. Lediglich traf dieser Diener auf seinem Weg zurück von Ise, wo er hin ging Handel zu treiben, an einem Berg auf zwei Wölfe die mit einander kämpften und besudelt von Blut waren. Dieser Diener stieg vom Pferde, spülte seinen Mund und wusch seine Hände (Mund spülen und Hände waschen ist eine wichtige Reinigungszeremonie, bevor ein Gläubiger sich dem Schrein einer Shinto-Gottheit nähert), sprach ein Gebet zu ihnen: 'Ihr seid erhabene Gottheiten, und doch findet Ihr Vergnügen an der Gewalt. Solltet ihr auf einen Jäger treffen, könntet er euch schnell erlegen.' Also hielt dieser Diener sie zurück und reinigte ihr blutbeflecktes Haar, und schließlich ließ er sie gehen, so ihr Leben rettend." Der Herrscher war darauf überzeugt, dass der Mann ihm im Traum als Belohnung für seine Tat empfohlen wurde, und behandelte ihn mit besonderer Gunst. Und als der Herrscher den Thron bestieg, ernannte er ihn zum Schatzmeister.
Es ist nicht leicht, für uns Schlüsse aus dieser Geschichte zu ziehen, vielleicht dass die Wölfe mächtige aber sehr kämpferische Gottheiten waren.
Wolfsgeister/-götter waren oft Schützer des Waldes und der Ebenen, wenn meine Informationen stimmen. Und in vielen Geschichten werden Geister/Götter als normale Tiere beschrieben, die genauso materiell sind wie Menschen, nur etwas größer als normal und des Sprechens mächtig.
Allgemein wurde im mittelalterlichen Japan der Shintoismus gepflegt. Gilt auch heute noch so, auch wenn sich viele als Christen taufen ließen. Der Shintoismus ist auch keine Religion wie die unsere sondern einfach "ein Glaube". Es gibt weder Schriften, noch Propheten, oder gar einen "Gott" in unserem Sinne. Tatsächlich wurden beim Shintoismus Naturphänomäne verehrt. Ein alter Baum, ein großer Fluss. All das war von einem Geist beseelt, der weder gut noch böse war. (ich kann hierzu zwei Animes empfehlen: "Chihiros Reise ins Zauberland" und "Prinzessin Mononoke")