Der Wolf als Beschützer

Später ist wohl auch der Glaube aufgetaucht, dass wenn jemand in den Bergen einem Okami begegnet und ihn freundlich behandelte, dieser die Freundlichkeit erwiderte und den Mensch von da an gegen andere Gefahren schützte. Dies könnte mit dem in einigen Regionen Japans geläufige Glaube zu tun haben, der Okami sei ein Bote der Götter, insbesondere der von Yama-no-kami, der Gottheit der Berge. Diese steigt während der Bestellung der Felder von ihrem Wohnsitz in den Bergen, um als Ta-no-kami, der Feldgottheit, aufzutreten. (Obwohl meistens als weiblich betrachtet kann zeitweise auch männlich sein. Wie üblich bei Kami variiert das Geschlecht.) Möglicherweise verbunden mit der Rolle als Bote von Yma-no-kami bzw. Ta-no-kami wurde Wolf als eine Art Beschützer der Ernte vor bösen Geistern gesehen. (Zum Vergleich, in Zentral-Java bewacht ein Wertiger die Plantagen nachts gegen zerstörerische Wildschweine, im Yucatan nahmen die Balam (Magier) die Form eines Tieres an, um die Maisfelder zu beschützen.)

Zweifelsohne steckt beim Wolf Ta-no-kamis und dem Fuchs Inari-sans die selbe Idee dahinter, wenn auch in unterschiedlichen Regionen. In seiner Rolle als Götterbote wacht der Wolf über Berge und Wälder. Er sorgt dafür, dass nicht übermäßig viele Bäume gefällt werden oder aus Leichtsinn Feuer gelegt wird, das zum Großbrand werden könnte, sowie dass die zahllosen kleinen heiligen Stätten, die man überall am Berg finden kann, nicht beschmutzt werden. Wenn etwas nicht in Ordnung ist, sucht er Yama-no-kami auf, um ihr zu berichten, damit sie die Schurken bestraft. Wenn eine Gruppe Wölfe den Berg absteigt ist es ein böses Omen, die Ahnung, dass Schwierigkeiten vor der Tür stehen.

Chaki Chan schreibt:

Seltsam das sich im "zivilisierten" Europa so ein Glaube nie angesiedelt hat, nachdem man das "Heidentum" vernichtet hatte...