Das hängt ganz davon ab, wen man fragt. Fast immer wird der Bär durch das Sternbild Großer Bär versinnbildlicht. Es besteht aus vierzehn Sternen, von denen sieben besonders hell leuchten. Bei amerikanischen Hobbyastronomen wird diese Konstellation auch gerne scherzhaft als Große Kelle bezeichnet. Vom Rumpf des Bären scheint ein langer Schwanz auszugehen, der genauso aussieht wie der Griff einer großen Soßenkelle. Dieser "Schwanz" existiert bei heutigen Bären nicht mehr, aber Höhlenbären besaßen ihn und so war die Form des Himmels-Bären für frühere Menschen nicht ungewöhnlich.
Viele Völker nutzten diese Sterne zur Bestimmung der Jahreszeiten. Wenn der Winter näher kam, sank der Bär langsam tiefer am nächtlichen Himmel, auf der Suche nach einem Nachtlager. Diese Sterne rotieren langsam um den Nordstern, jede Nacht auf dem selben Weg. Sie zeigen die Zeit an, genau genug dass viele Naturvölker sie heute noch zur Zeitbestimmung benutzen.
Etliche dieser Völker betrachteten den Bären als Bruder, oder Urgroßvater. Für sie war der Bär sehr menschlich in seinem Verhalten. Er kann auf seinen Hinterbeinen stehen und wie ein Mensch laufen, er frisst das selbe was sie aßen, er benutze die selben Pfade und kümmert sich mit erbitterter Kraft um den Schutz seiner Welpen. Legt man das Skelett eines Bären ausgestreckt hin, sieht es fast wie das eines Menschen aus. Der Bär wurde zum Begleiter auf dem Pfad des Lebens und zum Beispiel wie man es lebt. Diese Einheit von Mensch und Bär wird besonders anschaulich im Grizzly Bear Song der Tlingit-Indianer:
Oa! Bär!
Oa! Oa!
Also sagst du
Oa Oa Oa!
Du kommst
Du bist ein netter junger Mann
Du Grizzly Bär
Du kriechst aus dem Fell.
Du kommst
I sage Oa Oa Oa!
I übergebe Speck dem Feuer
Für dich
Grizzly Bär
Wir sind eins!
Im spirituellen Sinne wird die Bärin als Totem der Heilkunst oder Stärke und Selbstbeobachtung angesehen. Sie ist der Geist des Westens. Sie steht für Wiedergeburt und Erholung. Wie ein Gleichnis des Todes verschwindet die Bärin in ihrer Höhle und bleibt über die kalten Monate des Winters verschwunden. Und dann, wenn der Frühling kommt, kehrt sie zurück, wiedergeboren. Der Schamane kleidet sich oft mit dem Fell einer Bärin und bittet sie um Heilung des Kranken oder den Weg zu den Kräutern, die einen kränkelnden Stammesbruder heilen können.
Heute wenden sich die Anhänger eines modernen Schamanismus an die Bärin aus genau den selben Gründen. Als Geist des Westens ist sie eine der großen vier Mächte. Sie ermuntert ihre Anhänger zum überlegten Handeln, ihre Entscheidungen abzuwägen, die sie fällen müssen.
Der wahre Grund dürfte sein, dass das Sternbild des Großen Bären durch einen anderen Betrachtungswinkel heute etwas anders aussieht als in der Antike, der Schwanz also heute länger erscheint als zur Entstehung dieser Sagen.