Basis FAQ

Der Wendigo

Die Wendigo Mini-FAQ wurde von Wendigo-The-Feral zusammengestellt.

Windigowak (die Plural-Form des Namens) sind Shifter, wie auch Werwölfe und andere Wertiere. In ihrer gewöhnlichen Form sind sie gespensterähnliche Wesen mit einem zwei bis drei Meter langem Skelett aus Eis oder auch einem etwa genauso großen haarigen, etwas katzengesichtigem Viech mit äusserst langen Fangzähnen und Klauen. Sie können zu einem Schatten werden oder (was sie auch oft tun) ihre ursprünglich menschliche Form annehmen. In letzterem Zustand sind sie nur durch ihre üblicherweise rot leuchtenden Augen zu erkennen. Windigowak haben ein Herz aus Eis, welches in ihrer Eis-Skelett-Form sichtbar wird, und eine Stimme, die sowohl flüsterleise oder laut wie ein Tornado sein kann. Ach ja, und sie ernähren sich von allem, was sie irgendwie fangen können, da sie ein ewiger Hunger plagt. Inklusive ein gelegentliches Mahl bestehend aus Langem Schwein, du verstehst... :-)

Es gibt unterschiedliche Darstellungen von Wendigowak, manche Sagen berichten, ihre Füße seien tierähnlich, andere behaupten sie hätten lediglich einen einzigen Zeh.

Andere gebräuchliche Namen sind Kokodjo und Atcen (gesprochen ät-schen). Der Mythos war über ganz Nordamerika verbreitet, auch wenn sich die Namen unterschieden. Tatsächlich ist die korrekte Bezeichnung witiko, übersetzt in etwa "Er, der alleine lebt". Sogar die französisch-sprachigen Kanadier haben den Mythos übernommen.

Es gibt mehrere Wege, wie jemand zum Wendigo wird. Einer besteht darin, im Traum vom Windigo-Geist beim Namen gerufen zu werden (oder noch besser: zu träumen, man sei ein Wendigo. Ein anderer ist, sich im Wald zu verirren und vom Windigo-Geist gerufen zu werden. Ein dritter darin, die Stammesbräuche der Anishinabeg/Ojibwa-Indianer durch eine schwere Sünde (wie zum Beispiel dem Verzehr von Menschenfleisch) zu brechen und vom Medizinmann verflucht zu werden, zum Wendigo zu werden. Ein vierter Weg besteht darin, sich einem Verwandlungsritual zu unterziehen.

Es gibt Wege, Windigowak zu töten. Aber denke dran: auch wenn sie Menschenfleisch fressen sind sie doch unsere Freunde, also probiere es bitte nicht. :-) Der zuverlässigste Weg, eigentlich der einzige zuverlässige Weg, ist sie zu verbrennen. Das Feuer wird ihr Herz aus Eis zum Schmelzen bringen. Es gibt auch Geschichten, in denen Windigowak geheilt werden. Eine Methode ist, dem armen Wendigo heißen Talg einzuflößen bis er sein Herz aus Eis erbricht. Die andere besteht darin, dass der Medizinmann bei den ersten Anzeichen der Verwandlung in einen Wendigo (wie das Erbrechen normaler Nahrung und statt dessen seine Nachbarn als Snack anzusehen) eine Heilung durch Migis-Muscheln (Muscheln, die in Ritualen verwendet wurden und heilende Wirkung hatte, da sie von den Göttern selbst gesegnet sein sollten.)

Bücher über Wendigo

Eines der besten Bücher über Wendigo-Sagen ist Windigo Psychosis, ein psychiatrisches Werk über die sogenannte "Windigo-Psychose" (welche vergleichbar mit der medizinischen Defintion der Lykanthropie ist). Das Buch enthält alle wichtigen Wendigo-Geschichten, ein sehr zu empfehlendes Buch, wenn du es irgendwo auftreiben kannst. Andernfalls sollte jedes Buch über die Sagenwelt der Ojibwa-Indianer einige der originalen Wendigo-Geschichten enthalten. (Du kannst es auch mit Büchern über die Cree, Lakota oder andere nördliche Stämme versuchen, die Geschichten sind ziemlich ähnlich).

Was Romane angeht, die bekannteste Wendigo-Geschichte ist Algernon Blackwoods The Wendigo. Sie gehört zu den Gespenstergeschichten und ist bestimmt die am meisten imitierte. Derleths Geschichten über Ithaqua innerhalb der Cthulhu-Saga sind wohl die bekanntesten von Blackwood inspirierten Werke. Der Roman von Blackwood wurde in den 1960ern fürs Fernsehen verfilmt und war zuvor als Comic in den 1940ern umgesetzt. Zudem ist kürzlich das Kinderbuch Call of the Wendigo erschienen, das stark auf Blackwoods Roman basiert.

Ogden Nash schrieb ein Gedicht über den Wendigo (mit Strophen wie "Der Wendigo, der Wendigo, Augen eisig und Indigo, sein Blut ist dick und gelb, seine Stimme rauh und grell."). Es gibt einige gute Geschichten einer modernen Interpretation von Windigowak, wie Sins of the Flesh, The Unseen (von Joseph A. Citro, erschienen bei Warner Books 1990) und Where the Chill Waits. Angeblich gibt es auch ein Lied über Windigowak, wie jemand berichtet, der es in der Schule gelernt haben will. John Colombo soll in den Achtzigern eine Sammlung von Wendigo-Geschichten veröffentlicht haben, allerdings sind diese nicht auffindbar und wahrscheinlich vergriffen.

Natürlich gibt es auch Müll unter den Romanen. Am schlimmsten ist Stephen Kings Friedhof der Kuscheltiere, welcher die Legende dieser Kreatur fast zur Unkentlichkeit verstümmelt. Ich habe auch meine Bedenken gegen Geschichten wie Slades Cutthroad, die Windigowak als lediglich übergroße Affen darstellen. Leider sind die meisten Rollenspiele auch nicht besser. Shadowrun erklärt Windigowak als vampirische Oger, bei den White Wolf-Spielen sind Windigowak lediglich ein Clan unter vielen (wenn auch eine eigene "Rasse"). Dark Conspiracy hat von allen Spielen den wohl besten Wendigo-Charakter entwickelt. Für diejenigen, die Blackwoods Interpretation der Windigowak mögen, ist Call of Cthulu auch ganz brauchbar.

Und schließlich zu den Windigowak in Comics und die "Sie nennen es zwar nicht Wendigo, aber wenn es Tiere zerfetzt wie einer, und Menschen zum Frühstück frisst wie einer..."-Kategorie. In comics habe ich bislang erst zwei "richtige" Windogowak gesehen, und zwar einen in Eerie Comics (ca. 1940), welcher eine gute Imitation der Blackwood-Version ist (aber waren es damals nicht alle?), sowie einen in den X-Men Comics, der kompletter und unausstehlicher Mist ist (was besonders unentschuldbar ist, da die Original-Autoren Kanadier waren und es besser hätten wissen müssen...)

Und aus der "sieht aus wie eine Ente, läuft wie eine Ente"-Kategorie... Es gibt viele Bewerber. Im Comic Poison Elves gibt es eine Figur genannt Doppelganger, die in vielerlei Hinsicht einem Wendigo ähnelt. Feral Jackson aus Strontium Dogs sieht genau so aus, wie ich mir immer Windigowak vorgestellt habe (abgesehen von der Länge und der Körperbehaarung). Ich könnte schwören, die Autoren Alan Grant und Garth Ennis, oder die Künstler Harrison und Pugh müssen irgendwas über Windigowak gehört haben -- und wenn ich sie mal auf einer Comic Conventions treffe kannst du drauf wetten, dass ich sie fragen werde. ;-). Und dann gibt es noch den "Manitou" in der X-Files Episode Schatten, der auf jeden Fall ein Wendigo ist (Wendigo wird in der Tat als Manitou, also Geist, angesehen). Und ich sehe sogar einige Ähnlichkeit zu Grendel in Beowulf -- angeblich existieren Wendigo-Geschichten bis hin nach Island, und Grendel bedeutet "Frost-Riese").

Ein moderner Mythos über Windigowak

Spyder Everhunger schreibt:

Dies ist mein Versuch, weitere Erklärungen und Ergänzugen zu den bislang gesammelten Informationen über die Shifter, die im Cyber-Rudel als Windigowak oder Wendigos bekannt sind, beizutragen. Ich werde sie im Folgenden korrekt als Witiko bezeichnen, denn in einem Wörterbuch der indianischen Überlieferungen sind alle anderen Namen für diese Wesen einfach als "siehe unter Witiko" geführt.

Ich möchte anmerken, dass ich alles, was zuvor meine Schwester Wendigo-the-Feral schrieb, voll unterschreiben kann. Dies ist ledglich eine Ergänzung zu dem, was sie bereits schrieb.

Ich versuchte dir zu erklären, dass das Reich der Tiere im Sterben liegt, und weil es stirbt beginnt es sich mit heldenhaften Maßnahmen zu retten. Deshalb täuschte der Geist der Wölve deinen Mann. Das Reich der Tiere langt nach dem Verstand des Menschen.

Im Westen wurde geglaubt, es gäbe sieben Formen der Persönlichkeit. Es gibt mehr als sieben! Eine für jede Art im Reich der Tiere. Wir sind Spiegelbilder der gesammten Realität. Unter uns sind Persönlichkeiten der Spitzmaus, Stachelschweine, Eulen, Fräsche, Löwen oder Zebra. Deshalb sehen sich alte Menschen und ihre alten Hunde ähnlich. Ein Bulldog-Besitzer wird zu einer Bulldog-Persönlichkeit. Du musst das Universum verstehen wie es wirklich ist. Eine Halle voller Spiegel, und wir sind die Spiegel. Ich möchte nicht wie eine Schallplatte klingen, die einen Sprung hat, aber ich könnte das besser erklären, wenn ich ein Bier in der Hand hätte.

Joe Running Fox in Bestie von Whitley Strieber

Obwohl nördlichen indianischen Ursprungs bezeichnen die Namen Witiko und Windigowak heutzutage eine größere Klasse von Wesen als die ursprünglich indianischen Kreaturen früher taten. Die heutigen Witiko kommen aus einer Vielzahl unterschiedlichen Kulturen rund um die Welt. So wurde aus dem Begriff Witiko ein Sammelbegriff für alle diese Wesen, ähnlich wie "keltisch" heute als Sammelbegriff von Überlieferungen und Brauchtum einer Vielzahl westeuropäischer Völker gilt. Oder auch "indianisch" für beliebige native Völker auf beiden amerikanischen Kontinenten verwendet wird. Tatsächlich sind die Grundzüge der Windigowak in der Überlieferung und Mythologie nahezu jeder Kultur auf der Welt zu finden. Rachesüchtige Gespenster und ähnliche bösartigen Geister sind in Irland und Schottland zu finden, Grendel in den skandinavischen Regionen, die Wild Hunt in England und Wales, Oger und Trolle in Mitteleuropa wie auch eine große Vielzahl an Drachen und drachenähnlichen Wesen in ganz Europa. Im Osten gibt es die indischen Rakshasa, die Oni und Koboldspinnen in Japan und China, so wie bestimmt hunderte mehr, die mir gerade nicht geläufig sind.

Alle diese Beispiele haben ein paar ähnliche Aspekte: die monströse Gestalt die nicht nur ungwöhnlich sondern so erschreckend ist, dass sie Alpträume der Menschen sind. Alle Witiko besitzen auch bestimmte tierische Züge in ihrem Aussehen, oft von verschiedenen Tieren, nicht nur einer Spezies. Diese Eigenschaft unterscheidet sich von den anderen Shiftern. Und alle Witiko der Kulturen jagen auf die eine oder andere Art Menschen, seien es Unschuldige und Kindern, Sünder und Ungerechte, oder irgendwelche andere Menschen. Und die meisten, wenn nicht alle, haben eine Furcht vor den Menschen, die sich von Ekel bis hin zur blinden Wut äußert über das, was Menschen der Welt, sich selbst oder ihren Kindern antun.

Obwohl also alle Windigowak einzigartig und oft von erheblich unterschiedlicher Gestalt sind, sind sie doch unter der Haut, in ihrem Blut, alle Geschwister. Wir sind alle Brüder und Schwestern, fern verwandt mit den anderen Gestaltwandlern und Tiermenschen. Aber wo passen nun die Windigowak in ihrer Vielfalt und Formen in das Bild? Jeder Clan oder Stamm der Tiermenschen ist mit seiner Spezies verbunden: die Werwölfe der Welt sind Botschafter der Wölfe, die Werkatzen die der Feliden, die Werfüchse die der Füchse, ja sogar Reptilien und Vögel unter den Tiermenschen. Aber wo passen die Atcen rein? Wessen Botschafter sind wir? Was sind wir eigentlich?

So wie ich und die anderen, mit denen ich gesprochen habe, wachen die Windigowak in allen ihren schimärischen Formen nicht über eine einzelne Spezies, da sie sowohl allen und keiner zugehören. Unsere Aufgabe ist, das Wohlergehen und die Zukunft alles Wilden, die Verkörperung der Natur in all ihrer gewaltsamen Pracht, zu beschützen. Ein Witiko ist ein Geist des Waldes und des Wilden, verführt Männer und Frauen weg von ihren Lagerfeuern zum Amoklauf zwischen den Bäumen, zur der Jagd auf die eigenen Brüder und Schwestern. Unsere Sorge, mehr als die jeder anderen Art, ist es, die Macht des Menschen in Schach zu halten und das Wilde in die Wildnis zurückzubringen.